Gemeinsam statt einsam. Dieser Spruch gilt auch beim Energieverbrauch. Denn mit dem Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe könnte leichter Strom gespart werden, bestätigen ForscherInnen der Uni Graz und TU Graz. Sie untersuchen in einem Projekt, wie Mensch und Energiesysteme besser zusammenspielen.
„Wer sich als Teil einer Gruppe fühlt, ist tendenziell eher gewillt, mehr Strom zu sparen“, schildert Katja Corcoran, Sozialpsychologin an der Universität Graz. Zu diesem Schluss kommt die Projektleiterin nach ersten Auswertungen einer Studie, die in 13 Grazer Studierendenheimen durchgeführt wurde. „Je negativer die BewohnerInnen die Auswirkungen des Klimawandels bewertet haben, umso eher wandten sie sich der Gruppe zu und haben in Folge mitgeteilt, weniger Energie verbrauchen zu wollen.“
Zusammenspiel von Mensch und Technik
Diese Aussagen sind Teilergebnisse des Projekts ANSERS, kurz für Aktive NutzerInnen-Partizipation für Smarte Energy Services. Darin untersucht ein Team an der Universität Graz und der TU Graz, wie Produktion und Konsum von erneuerbarer Energie aus Sonne und Wind optimal zusammenpassen. Im Idealfall würde das Auto aufgeladen, die Wäsche gewaschen und der Geschirrspüler eingeschalten, wenn Solaranlagen und Windräder ausreichend Strom produzieren. Doch derzeit stimmen die Profile von Erzeugung und Verbrauch noch nicht überein. „Damit die Menschen ihr Verhalten anpassen“, erklärt Katja Corcoran, „müssen ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden. Sie brauchen geeignete Unterstützung und Feedback über ihr Handeln.“ Genau das leistet eine App – entwickelt von einem Team rund um Gerald Schweiger vom Institut für Softwaretechnologie der TU Graz.
Diese Schnittstelle zwischen VerbraucherInnen und Energiesystem zeigt den StudienteilnehmerInnen zum Beispiel an, wann Wind und Sonne im größeren Ausmaß Strom liefern werden. NutzerInnen wiederum melden zurück, wie und wann sie die Verwendung ihrer E-Geräte wie Waschmaschine und E-Herd planen.
Motivation
Die App erfüllt außerdem den Wunsch vieler, Dinge zu visualisieren. Und sie nutzt eine zentrale menschliche Eigenschaft: das erwähnte Bedürfnis nach dem Kollektiv, sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. „Eine Wirkung entfaltet sich erst dann, wenn es viele tun“, unterstreicht Corcoran. Und sie ergänzt: „Wenn man Menschen motivieren möchte, sollte man verschiedene Aspekte im Blick haben. Wenn man weniger mit dem Auto, sondern mehr mit dem Rad fährt, schützt das nicht nur die Umwelt, sondern dient auch dem eigenen Wohlbefinden und der Gesundheit.“
Weitere Studien sind im Rahmen von ANSERS, das bis 2023 läuft und vom Land Steiermark gefördert wird, geplant. Die WissenschafterInnen blicken aber noch weiter voraus. „Wir müssen das Energiesystem der Zukunft mit Intelligenz ausstatten“, betont Gerald Schweiger. Das bedeutet, das Energiesystem von morgen wird Bedarf, Verbrauch, Produktion, Wettervorhersage und andere Faktoren für Gebäude, Quartiere und ganze Städte berücksichtigen.