Der Klimaschutz hat zentrale Bedeutung für das Überleben unserer Zivilisation erlangt. Die Gewinnung und der Verbrauch von Energie spielen dabei eine wichtige Rolle. Bei der Umgestaltung des Energiesystem, welches verstärkt auf dezentrale Energiegewinnung, erhöhte Flexibilisierung und verstärktem Eigenverbrauch setzt, gewinnen Bürger und Bürgerinnen als engagierte, involvierte und gestaltende Teilnehmende eine immer größere Bedeutung.
Diese Rolle der partizipativen Energiekonsument*innen spiegelt der Begriff „Energy Citizen“ wieder. In dem Projekt „EC2 – Energy Citizenship and Energy Communities for a Clean Energy Transition“ untersucht ein interdisziplinäres Team wie sich Energie Citizenship mit und durch Energiegemeinschaften ausbildet. An der Universität Graz werden sich Sozialpsycholog*innen (Univ.-Prof. Katja Corcoran, Ao. Univ.-Prof. Ursula Athenstaedt) primär mit der Frage beschäftigen, wie sich Energy Citizenship messen lässt und welche psychologischen Faktoren eine aktive Beteiligung am Energiemarkt und Energiegemeinschaften fördert oder hindert.
Zudem werden Rechtswissenschafter*innen (Univ.-Prof. Brigitta Lurger, Univ.-Prof. Iris Eisenberger) die neu geschaffenen rechtlichen Rahmenbedingungen von Energiegemeinschaften analysieren und dort ebenfalls auf förderliche und hemmende Aspekte fokussieren. Diese Zusammenarbeit zwischen den Rechtswissenschaften und der Psychologie wird an der Universität Graz seit mehreren Jahren im Rahmen des Profilbildenden Bereiches Smart Regulation gelebt.
Spannende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Welche grundsätzliche Haltung haben Energiekonsument/innen zu einer Umstellung auf einen nachhaltigeren Energiekonsum? Welchen zusätzlichen (finanziellen, zeitlichen) Beitrag sind sie bereit, dazu zu leisten? Welche praktischen Probleme tun sich bei ihnen auf? Welche Freude haben sie insbesondere mit einer aktiven Teilnahme an einer Energiegemeinschaft in ihrem Wohnviertel?
Das Ziel des Projektes ist es, in einem Prozess der Co-Creation evidenzbasiert Maßnahmen und Hilfsmittel zu entwickeln, die „Energy Citizenship“ vergrößern und fördern und Energiegemeinschaften zu einem Erfolgsmodell machen, an dem sich möglichst viele Bürger*innen, Unternehmen und Energieversorger*innen mit größtmöglichem Gewinn für diese und den Klimaschutz beteiligen. Dazu arbeitet ein internationales Netz von Forscher*innen aus den Bereichen Psychologie, Ökonomie und Recht von den Universitäten in Graz, Leipzig, Groningen und Breslau mit nachhaltigen Gemeinschaften und Gemeinden in Polen, Spanien, Italien und den Niederlanden sowie europäischen Netzwerkorganisationen aus dem Bereich nachhaltiger Entwicklung unter der Projektleitung durch das Zentrum für Soziale Innovation aus Wien zusammen.
Das Projekt wird von der EU unter einem Call des Forschungsförderungsprogramms Horizon 2020 (Grant Agreement No 101022565) unterstützt und ist auf eine Dauer von drei Jahren ausgelegt.
Projekt-Eckdaten
- Koordination: Zentrum für Soziale Innovation (Wien)
- Projektleitung Universität Graz: Katja Corcoran
- Laufzeit: 01.05.2021 – 30.04.2024
- Projekt-Website
Dieser Text erschien ursprünglich auf der Website des Instituts für Psychologie der Universität Graz. Den Originaltext finden Sie hier.